13.08.2016

10.Tag: Übungsklettersteig Kreuzjoch

Gipfel:                       Kreuzjoch (2210m), Wetzsteinschrofen (2235m), Marchleitenfels (2260m) Ausgangspunkt:         Bergstation der Kreuzjochbahn (2136m) Höhendifferenz:         150m Gesamtdauer:           2h Ausrüstung:               Via Ferrata (Helm, Gurt, Klettersteigset) Bedingungen:             Perfekt
Unser unwiderruflich letzter Tag in den Alpen – für diesen Sommer. Die Sonne glitzert keck wie prognostiziert von einem makellosen Himmel. Bevor wir uns auf die Rückreise begeben, bemühen wir noch einmal unsere Stubai Super Card und gondeln zum Schlick 2000 hinauf. Eine kürzere Abschlusstour, die noch dazu über drei Berggipfel führt, als den Übungsklettersteig Kreuzjoch wird man im Stubaital vergeblich suchen. So ergibt sich uns noch einmal die Gelegenheit, das fantastische Milieu der Kalkkögel zu genießen und zudem etwas Klettererfahrung zu sammeln. Ein kleiner Übungsklettersteig kommt uns da gerade recht, nachdem wir uns am ersten Tag am Elfer nicht gerade mit Ruhm bekleckert haben. Beim Aufstieg zum Kreuzjoch erfüllen wir Mika einen lange gehegten Traum und begehen den Kräuterlehrpfad, der mit zahlreichen Schautafeln auf die von leistungsorientierten Bergsportlern wie uns oft übersehenen Kleinodien der Natur hinweist. Unser Mika liebt seine Alpenkräuter, besonders wenn sie zum Zwecke der Konservierung in Ethylalkohol eingelegt worden sind. Der „Gipfel“ des Kreuzjochs (2210m) ist noch ohne Ferrata-Geraffel begehbar. Dahinter führt ein kurzer Abstieg zu einem Jöchelchen. Wir folgen aber weiter dem Grat zum Fuß der Wetzsteinschrofen (2235m), wo wir unsere Ausrüstung anlegen. Unglücklicherweise treffen einige Teenager zeitgleich mit uns ein und wir werden unfreiwillige Opfer ihrer verbalen Diarrhoe. Einer der Jünglinge lässt uns alle wissen, dass er ein wahrhaftiger Vielflieger sei. Er habe dieses Jahr schon locker 100.000 Kilometer in Flugzeugen zurückgelegt. Eben war er noch in New York und nun versucht er wenige Stunden später, sich sein Klettersteigset am Fuß einer Übungsferrata anzulegen. Leben auf der Überholspur nennt man so etwas wohl. Wir sputen uns, um Abstand von den Wunderkindern zu gewinnen. Mika geht die erste Kletterstelle an. Ich folge mit wenigen Metern Abstand. Es stellt sich schnell heraus, dass das kleine Türmchen eine Sackgasse darstellt. Folglich klettern wir wieder ab. Um die Ecke herum geht es richtig los. Wir stehen vor einem steilen Aufschwung. Laut der Topo, die ich gestern im Internet fand, hat diese die Schwierigkeit „C“ und ist bereits die kniffligste Stelle des gesamten Klettersteigs, sofern man der Gratlinie religiös folgt. Ich versuche mich und nach anfänglichen Problemen mit einem verhakten Karabiner geht alles glatt. Wir sind uns einig, dass dieser Klettersteig ein guter Auftakt für unseren Urlaub gewesen wäre, um sich ein bisschen Selbstvertrauen zu holen nach mehrjähriger Ferratapause. In Kombination mit den beiden Burgställen wäre dies eine liebliche Einlauftour. Der Rest des Steiges ist recht einfach, kleine gesicherte Passagen wechseln mit Gehgelände und bald erreichen wir unseren zweiten Gipfel. Beim Abstieg durch eine Rinne bemerken wir die Seilrutsche auf der Westseite – allerdings scheint der Läufer zu fehlen und wir fühlen uns nicht berufen, uns mit unseren Karabinern am Seil einzuhaken und Gefahr zu laufen, auf halbem Wege auf die andere Seite am Drahtseil hängend zu „verhungern“. Nach einer letzten kleinen Kletterstelle endet die Ferrata und ein kurzer Spaziergang durch Latschen bringt uns auf den Marchleitenfels, mit 2260m die höchste Erhebung des kleinen Grates am Kreuzjoch. Von hier nutzen wir die Gelegenheit, die atemberaubende Kulisse der Dolomitfelsen ein letztes Mal in Ruhe zu genießen. Wir bemerken, dass der große rote Fleck in der Südwand der Malgrubenspitze, der vor wenigen Tagen noch das begehrte Ziel eines Hubschraubers war, nicht mehr vorhanden ist. Offenbar war er wirklich menschengemachten Ursprungs. Eine fantastische Gegend. Wir beschließen, in Zukunft wiederzukommen um entweder die Schlicker Seespitze oder die Ochsenwand zu besteigen. Oder den Lustigen Berglersteig, der vom Axamer Lizum von Norden über den Ampferstein und die Marchreisenspitze führt. Futter für die Imagination, während wir dem Panorama-Highway zurück zur Liftstation folgen und während der langen Wintermonate zurück im Flachland. Stubai, wir kommen wieder!  

© Stefan Maday 10.09.2016