Anreise ins Mattertal, Besteigung des Hausbergs Tschuggen (1750 m)
23.07.2007
Anreise ins Mattertal, Besteigung des Hausbergs Tschuggen (1750 m)
Es ist wieder soweit, nach einem Jahr des Ausharrens und monatelanger Vorfreude sind wir unterwegs in die geliebten Alpen. Erstmals geht es nun in die Schweiz, wo uns die hohen 4000er erwarten. Die Nachtfahrt fordert ihren Zoll, aber sobald die beeindruckenden Bergkämme am Horizont zwischen Bern und Lausanne auftauchen, ist die Müdigkeit wie weggeblasen. Vorbei an Montreux folgen wir dem Rhonetal bis Visp. Linker Hand die Berner Alpen, rechter Hand die Walliser. Andere Kaliber, als wir bisher gewohnt waren. Steiler, schroffer, höher. Unser erstes Ziel ist natürlich das Mattertal, an dessen Ende das Walliser Highlight wartet: das berüchtigte Matterhorn.
Unser Plan ist es, in einem der Vororte von Zermatt zu übernachten, um morgen von einer 3000m hohen Aussichtsloge den vollen Blick auf das Horn der Hörner zu genießen. Die Suche der Unterkunft erweist sich in diesem Touristental schnell als schwierig. Schließlich werden wir in Randa fündig. In einem etwas veralteten Haus „Abendruh“ der Oma Walli. Anspruchslos wie wir sind, freuen wir uns nur auf eine Mütze Schlaf und stören uns nicht an der Möblierung und Dekoration aus den 60ern. Trotz Nacht ohne Schlaf machen uns bald auf den Weg zum Hausberg – „schon mal bisserl warm machen“.
Der Weg führt durch unser Dorf, vorbei an alten Holzhäusern auf Steinpfählen und dem früheren zentralen Backesofen. Nach 45 Min. durch Wiesen und Wald stehen wir auf dem kleinen Gipfel des Tschuggen, den ein beachtliches Kreuz schmückt, das ich bei so manchem 3000er noch nicht gesehen habe. Der Tschuggen ist im Grunde ein kleines Hügelchen unterhalb der Mischabel-Gruppe mit den 4000ern Täschhorn, Dom, Lenzspitze und Nadelhorn. Die sparen wir uns heute und ruhen in der blühenden Sommerwiese aus.
Unübersehbar: Die Zeichen des jüngsten Bergsturzes von 1991. Am Morgen des 18. Aprils stürzten riesige Felsbrocken ins Tal. Drei Wochen später, am 9. Mai 1991 rutschte der Berg ab und die Geröllmassen begruben u.a. die Verbindungsstrasse und die Strecke der Brig-Visp-Zermatt-Bahn. Auch die durch das Tal fliessende Matter Vispa wurde durch das Geröll gestaut und bedrohte mit ihren Wassermassen den Ort. Das Wasser wurde daraufhin mit Elektropumpen über das Hindernis gepumpt. Doch Geröll und Wassermassen verschütteten diese. Die tiefer gelegenen Ortsteile Randas wurden am 16. Juni 1991 überschwemmt. Innerhalb von drei Wochen rutschten in Randa 30 Millionen Kubikmeter Fels ab. Die Felsmassen begruben 33 Landwirtschaftsgebäude und Ferienhäuser sowie einige Pferde und Schafe. Eine mehrere Zentimeter hohe Staubschicht bedeckte das Tal.
Leider bleibt uns heute ansonsten der Blick auf hohe 4000er aufgrund heranziehender Vorboten eines Gewitters noch verschlossen. Aber wir sind zuversichtlich für die nächsten Tage – und hoffen, dass weitere Bergstürze ausbleiben.
Gastronomie-Tipp: Die Pizzeria in Täsch, direkt an der Hauptstraße. Hier kann man seine Pizza komplett selbst zusammenstellen und dafür eigene Namen kreieren. Je nach Einfallsreichtum kann das zur allgemeinen Belustigung der Tischnachbarn führen, wenn der Ober dann die Kreation namentlich präsentiert und serviert.
Oberrothorn (3415 m) und Unterrothorn (3103 m), Zermatt
© Michael Breiden 22.01.2008